5 Tipps für Remote-Arbeit
Ab ins Home Office
Seit dem Ausbruch des Corona-Virus (COVID-19) werden wir zunehmend aufgefordert, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und soziale Kontakte zu vermeiden. In Wellen werden Veranstaltungen abgesagt, Reisen verschoben, Unternehmen bitten ihre Mitarbeiter, von zu Hause aus zu arbeiten. Über Nacht wurde eine Fernarbeit-Kultur eingeführt. Arbeiten von zu Hause aus, in verteilten Teams - wie geht das?
Viele Unternehmen mussten sich auf eine Umgebung für das Arbeiten von zu Hause aus einstellen, da sie dies vor Covid noch nicht kannten. Sie mussten herausfinden, wie man ein Team organisiert, das komplett aus der Ferne arbeitet.
Artikel und Empfehlungen zu Home-Office und Telearbeit kursieren überall. GitLab ist hier sicherlich Vorreiter und hat ein ausführliches Handbuch über Remote Arbeiten veröffentlicht, das wir jedem ans Herz legen, der sich vor der Herausforderung sieht ein remote Team aufzusetzen und zu steuern.
Auch wir bei OpenProject arbeiten schon seit über 10 Jahren teilweise in verteilten Teams. Sicherlich sind persönliche Treffen wichtig, aber man kann sie mit einiger Disziplin auf ein Minimum reduzieren. Gerne möchten wir unsere Erfahrungen und Tipps zu Remote-Arbeit mit Ihnen teilen.
Arbeiten von zu Hause - Wie funktioniert das überhaupt?
Arbeiten von zu Hause, im Home-Office, erfordert einiges an Disziplin. Aber mit ein paar Tipps lässt es sich doch relativ einfach in die Praxis umsetzen.
1. Datenschutz und Sicherheit - auch und insbesondere zu Hause.
Auch zu Hause haben der Datenschutz und die Sicherheit der Kunden- und Unternehmensdaten oberste Priorität. Natürlich sollte dies auch alles im Büro erfolgen, aber vergewissern Sie sich noch einmal, dass die Festplatten aller Mitarbeiter verschlüsselt sind, dass Daten oder Passwörter nicht irgendwo abgespeichert (oder aufgeschrieben) werden. Der Zugriff auf externe Applikationen sollte immer über einen zweiten Faktor gesichert werden. Hier bieten die allermeisten Dienste eine zweite Authentifizierung über SMS oder über eine App. Vergewissern Sie sich, dass E-Mails mit sensiblen Daten immer verschlüsselt versendet werden (wir nutzen z.B. GPG). Der Zugriff auf sensible Dienste muss zusätzlich gesichert werden und sollte bei einem Zugriff von außerhalb des Firmennetzwerks nur über ein VPN ermöglicht werden.
Verlassen Sie Ihren Arbeitsplatz niemals ohne Ihren Computer zu sperren. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter und Kollegen für das Thema Datenschutz und Sicherheit.
2. Sich zu Hause einrichten: ein fester Arbeitsplatz, gute Hardware und schnelles Internet.
Die Grundvoraussetzung für remote Arbeiten ist auch zu Hause gute Hardware und ein schnelles Internet. Sparen Sie nicht an einem hochwertigen und hochauflösendem externen Monitor, einem sehr guten Headset, einer Kamera.
Sind tagsüber andere Familienmitglieder im Haus oder der Wohnung? Wenn es kein separates Zimmer gibt, können Sie Ihren Arbeitsplatz vielleicht etwas weiter weg vom Hauptgeschehen aufbauen. Kommunizieren Sie auch unbedingt klar und deutlich an die anwesenden Personen in welcher Zeit Sie zu Hause ungestört sein müssen.
3. Prozesse und Meetings etablieren.
Kommunikation ist insbesondere in verteilten Teams sehr wichtig. In diesem Rahmen möchte ich nicht auf alle Prozesse eingehen, sondern vielmehr auf die schnell und einfach umzusetzenden mit großer Wirkung. Wir haben bei OpenProject seit längerer Zeit feste Prozesse und Routinen eingeführt. Meetings laufen nach dem Scale up Prinzip, das wir vor über fünf Jahren erfolgreich im Unternehmen eingeführt haben.
Tägliche Abstimmungs-Meetings mit dem Team
Einmal am Tag, fünf Tage die Woche haben wir einen festen Abstimmungstermin im Team (“Daily stand up”). Wichtig: Einen Kalendereintrag für alle Teilnehmer nicht vergessen.
Der Termin ermöglicht einen engen und direkten Austausch im Team (trotz verteilten Arbeitsplätzen) und dient dazu auf dem Laufenden zu bleiben. Wichtige Themen werden angesprochen, es wird nicht diskutiert. Ggf. können sich daraus z.B. weitere Folge-Abstimmungen ergeben.
Das Meeting folgt immer der gleichen Agenda, kurz und knapp. Wir gehen dabei im Team reihum, jeder erzählt kurz:
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Zuerst, was ist neu?
Was ist für das Team wichtig? Gibt es Änderungen, Fortschritt, neue Entscheidungen, wichtige Termine, usw.? Dabei wirklich nur auf die Neuigkeiten konzentrieren. Es geht nicht darum zu erzählen woran jeder gerade arbeitet.
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meine Hauptpriorität?
Was ist das Wichtigste, das ich heute erreichen möchte?
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Wo brauche ich Unterstützung?
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Stecke ich irgendwo fest? Brauche ich irgendwo Input, Unterstützung?
Wöchentliche Abstimmungstermine
Einmal in der Woche findet ein ausführlicherer Abstimmungstermin statt - bei uns immer freitags. Auch dieser Termin folgt immer der gleichen Agenda:
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gute Nachrichten (5 Minuten)
Was sind die guten Nachrichten in dieser Woche? Neue Kunden? Fortschritt in den Projekten? Spannende Entwicklungen? Wir teilen fünf Minuten alle positiven Nachrichten mit dem Team.
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Projektstatus und Hauptprioritäten für das Quartal (10 Minuten)
Jeder berichtet kurz den Status seiner Kernprioritäten, bzw. seines Quartalsziels, und gibt einen Ausblick für die nächste Woche. Welchen Fortschritt gab es diese Woche? Wo möchte ich nächste Woche stehen?
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Key Performance Indicators (KPIs)
Wir berichten kurz den aktuellen Status unserer KPIs.
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Feedback von Kund:innen und Kolleg:innen (5 Minuten)
Was berichten unsere Kund:innen? Welche positiven und auch negativen Erfahrungen haben wir diese Woche gesammelt? Was können wir von unseren Kund:innen lernen?
Es findet aber auch eine gegenseitige Wertschätzung im Team statt: Was haben einzelne Mitarbeiter:innen besonders gut gemacht diese Woche? Wem möchte man dankten? In diesem Rahmen heben wir auch hervor, wenn sich jemand in Bezug auf unsere Unternehmenswerte besonders eingesetzt hat.
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Was stört mich? (“Streitkultur”) (5 Minuten)
Gibt es etwas, das mich stört? Sei es das “zu spät in die Termine kommen” des Kollegen, die patzige Antwort des Chefs oder die noch immer ausbleibende Rückmeldung vom Kunden. Hier darf sich jeder mal richtig auskotzen. Aber, ganz wichtig: Es wird hier so lange diskutiert und Vorschläge gemacht, bis wir alle sagen können: “Ja, wir sind nun alle fein!” Dieser Tagesordnungspunkt ist optional. Da das Team wächst, möchten Sie diese Diskussionen vielleicht in Unterteams oder je nach Unternehmenskultur in Einzelgesprächen führen, stellen Sie nur sicher, dass Sie diesem Thema Raum geben.
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Diskussion eines Themas (30 - 60 Minuten)
Dieser Punkt ist optional und findet nur statt, wenn wir uns (vorab) auf ein gemeinsames Thema geeinigt haben, das wir in der Runde besprechen wollen. Häufig ist das angelehnt an unsere Quartalsziele: Vorstellung von Zwischenergebnissen oder Entwicklungsständen, Abstimmung von Anforderungen, Priorisierung von neuen Themen, allgemeine Prozessthemen, usw.
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WWW (Who, What, When) - Klärung der Verantwortlichkeiten (5 Minuten)
Ganz einfach: Wer macht was bis wann? Und wichtig: Erstellung der Aufgaben in Tickets zur Nachverfolgung in OpenProject.
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Kernwerte
Wir nennen die Kolleg:innen, die in der letzten Woche die Kernwerte von OpenProject aktiv gelebt und vertreten haben. Dies ist keine Top-Down-Übung, sondern wird innerhalb unserer flachen Hierarchien unter den Kolleg:innen innerhalb derselben und abteilungsübergreifend durchgeführt. Lesen Sie mehr über unsere Werte.
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ein Schlusssatz (“One phrase close”)
Ein motivierender Satz am Ende. Mein Motto für heute. Was bewegt mich?
Darüber hinaus finden bei uns natürlich auch weitere Abstimmungstermine je nach Bedarf statt. Wichtig ist: Wir versuchen den Teilnehmerkreis von Meetings so klein wie möglich zu halten.
4. Die richtigen Tools für remote Arbeiten und Home-Office.
Selbstverständlich nutzen wir für die Aufgabenverwaltung und das Projektmanagement OpenProject. Was könnten wir uns Besseres vorstellen, als mit der eigenen Software zu arbeiten und dadurch täglich zu sehen, was wir noch verbessern müssen?
Was machen wir mit OpenProject?
Was wir nicht mit OpenProject machen?
Wir haben aber auch noch einige weitere Tools im Einsatz, die wir hiermit gerne weiterempfehlen möchten:
OpenProject unterstützt uns bei der Remote-Arbeit maßgeblich. Mit OpenProject haben Unternehmen sicheren Zugriff von überall auf wichtige Informationen: Projekte, Zeitplanungen, Anforderungen, Meilensteine, Aufgaben, Termine, Protokolle, Dokumentationen und sehen den aktuellen Status und Prioritäten - alles zentral in einem System.
Hier ein kurzer Überblick, was wir in OpenProject alles abbilden.
- Planung unseres Fahrplans für die Entwicklung.
- Definition, Schätzung, Priorisierung von Anforderungen (Epics, Features).
- Aufgaben erstellen, zuweisen und verfolgen.
- Priorisierung von Themen in agilen Kanban-Boards.
- Dateiaustausch (als Anhang von Arbeitspaketen).
- Erstellung und Dokumentation von Zeitplänen (Tagesordnungen und Protokollen).
- Forum für den Austausch mit Kund:innen.
- Wiki für Prozessdokumentation.
- Zeiterfassung für einzelne Arbeitspakete zur Abrechnung mit Kunden.
- Projektmanagement, einschließlich Projektplanung und Projektstatus.
Was machen wir nicht mit OpenProject?
Wir haben noch ein paar weitere Tools, die wir zusätzlich verwenden und die wir hier empfehlen möchten. Wo immer möglich, verwenden wir eine Open-Source-Lösung, die uns die bestmögliche Sicherheit und den bestmöglichen Datenschutz bietet. Im Laufe des letzten Jahres wir haben viel getan, um die Anwendung von proprietären Lösungen und Lösungen zu beseitigen, deren Sicherheit eine Bedrohung für unsere Daten darstellt. Wir sind stolz darauf, dass Sie im Folgenden nur Open Source Tools finden.
Source Code Verwaltung
Zwar verfügt OpenProject über eine integrierte Source Code Verwaltung, allerdings gibt es hier deutlich bessere Lösungen. Wir nutzen GitHub (eine Alternative wäre GitLab). Wir haben eine Github-Integration in OpenProject. Damit erstellen Sie einen Pull-Request in Github und können diesen direkt in ein Arbeitspaket in OpenProject verlinken.
Dokumentenmanagement
OpenProject ist kein Dokumentenmanagement-System. Für das Einfügen von Anhängen zu Aufgaben und anderen Arbeitspaketen ist es wunderbar geeignet, aber nicht für das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten. Wir verwenden die Open-Source-Lösung Nextcloud, um Dokumente zu speichern und gemeinsam an Inhalten zu arbeiten. Es bietet uns die Sicherheit, die Privatsphäre und die Kontrolle, die wir brauchen.
Chat
Ein zusätzlicher Team-Chat ist hilfreich für remote Teams. Wir bemühen uns, stets ein Open-Source-Tool mit höchsten Sicherheitsstandards zu verwenden. In diesem Fall haben wir Element eingeführt, um schnell mit Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen zu kommunizieren. Wir haben hier zu verschiedenen Themen unterschiedliche Kanäle angelegt, sodass jeder nur die Informationen bekommt, die er benötigt.
Webmeetings
Für unsere internen Meetings oder Meetings mit Kunden verwenden wir Big Blue Button: digitale Meetingräume und Bildschirmfreigabe. Läuft direkt im Browser ohne Installation zusätzlicher Software und Sie können Videoanrufe mit unbegrenzter Teilnehmerzahl führen.
Kalender
Wir pflegen unsere Kalender und teilen sie mit allen. Jeder sieht wann welcher Mitarbeiter verfügbar ist. Termine werden eingestellt und zu- oder abgesagt. Erreichbarkeiten (Tage und Uhrzeit) (insb. bei Teilzeitmitarbeitern) und auch Urlaub oder Abwesenheiten werden im Kalender gepflegt. Wir verwenden mailbox.org für unsere E-Mails und folglich auch den dazugehörigen Kalender.
5. Disziplin
Es klingt leichter gesagt als getan: Remote-Arbeit arbeiten erfordert mehr Disziplin. Einerseits könnte es je nach Einrichtung mehr Ablenkung geben (z.B. wie viele Kinder zu Hause sind), andererseits verleitet dies aber auch dazu, ununterbrochen erreichbar zu sein. Stellen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Team Regeln auf, die für alle gelten: Gibt es feste Arbeitszeiten oder ermöglichen wir flexible Zeiteinteilung? Wie sind die Erreichbarkeiten? Am tragen Sie die Zeiten direkt in den gemeinsamen Kalender ein. Termine werden immer - und zwar wirklich immer - Zu- oder Abgesagt. Wir lassen niemanden warten und kommen pünktlich zu einem (web-basierten) Meeting. Ich denke, das hängt wirklich von der Einstellung ab und davon, wie viele Kinder Sie haben :-))
Ich hoffe damit ein paar Anregungen und Hilfestellungen zu geben um ein remote Team aufzusetzen. Melden Sie sich gerne für einen Austausch und weitere Tipps und Empfehlungen rund um das Thema Home-Office und Remote-Arbeit.