Demokratisierung des Gesundheitswesens: Bau eines Open Source MRT-Scanners

Demokratisierung des Gesundheitswesens: Open Source MRT für alle

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Open Source Lösungen für die Medizintechnik gesucht

Im Bereich der Medizintechnik war das Streben nach Innovation und offener Zugänglichkeit noch nie so wichtig wie heute. Herkömmliche MRT-Scanner sind unerschwinglich teuer, was ihre Verfügbarkeit auf finanzstarke Krankenhäuser und Kliniken beschränkt. Das lässt weniger finanzstarke Länder mit unzureichender medizinischer Ausstattung zurück.

Die hohen Kosten und die Komplexität herkömmlicher MRT-Systeme stellen erhebliche Hürden für den Zugang dar. Proprietäre Technologien führen oft zu Anbieterbindung, teurer Wartung und begrenzter Anpassungsfähigkeit, insbesondere in ressourcenarmen Gebieten.

Open Source Technologien und -Ressourcen im Bereich der Magnetresonanztomographie (MRT) bieten eine überzeugende Lösung für diese Herausforderungen. Durch die freie Bereitstellung von Software, Daten- sowie Hardware-Designs fördert Open Source eine Kultur des Austauschs und der Zusammenarbeit. Dieser Ansatz senkt einerseits die Kosten und stellt andererseits sicher, dass medizinische Schlüsseltechnologien an die Bedürfnisse der verschiedenen Gesundheitsumgebungen angepasst werden können.

Infolgedessen haben Open Source Techniken und -Ressourcen auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie (MRT) in den letzten Jahren stark zugenommen. Dieser Trend begann damit, dass Software und Daten quelloffen veröffentlicht wurden. In jüngerer Zeit wurden auch Open Source Hardware Designs zunehmend verfügbar. Diese Entwicklungen hin zu einer Kultur der gemeinsamen Nutzung und die Einrichtung nicht-exklusiver globaler Kooperationen verbessern bereits die Reproduzierbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Code und Designs. Gleichzeitig bieten sie einen integrativeren Ansatz, insbesondere für Länder mit niedrigem Einkommen.

Projekt A4IM – Koordiniert von der PTB und finanziert von der EU

Unter der Leitung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und mit finanzieller Unterstützung der EU arbeiten 19 verschiedene Organisationen und Institute in ganz Europa an der Entwicklung des Open Source MRT-Scanners. 2023 wurde bereits eine erste Version des Open Source MRT-Scanners vorgestellt: der OSI2 ONE. Wenn Sie an Details interessiert sind, können Sie sich ein Promo-Video des Scanners auf youtube ansehen. Mit dem neuen Projekt namens ‘A4IM’ (Affordable, Accessible, Adjustable and Accurate mr IMaging) soll ein vollständig charakterisiertes Referenzsystem für die KI-gestützte Bildrekonstruktion implementiert werden. Außerdem soll eine quelloffene Dokumentation als Vorlage für die behördliche Zulassung verwendet werden. A4IM baut auf den großen Errungenschaften der Open Source Imaging Initiative (OSI) auf.

Das Projekt (22HLT02 A4IM) wurde von der Europäischen Partnerschaft für Metrologie finanziert, die aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm ‘Horizont Europa’ der Europäischen Union und von den teilnehmenden Staaten kofinanziert wird.

Um das Projekt A4IM zu verwalten, waren die Wissenschaftler:innen auf der Suche nach einem Kollaborationstool, das auch Open Source ist und der “Idee des Projekts” entspricht, wie Projektleiter Christoph Kolbitsch in einem Interview erklärt. Mit OpenProject hat das Team exakt das gefunden und arbeitet seit September 2023 offiziell an dem Projekt mit der Software.

In einem Interview erzählt uns Christoph Kolbitsch von der PTB mehr über das Projekt des Open Source MRT-Scanners und wie er und der Rest der internationalen Projektgruppe mit Hilfe von OpenProject zusammenarbeiten.

Hinweis

Über die PTB: Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt ist das nationale Metrologieinstitut Deutschlands, das für wissenschaftliche und technische Dienstleistungen im Bereich des Messwesens zuständig ist. Die PTB gewährleistet die Zuverlässigkeit und Genauigkeit von Messungen in verschiedenen Bereichen, darunter auch im Gesundheitswesen, was für Fortschritte wie das Open Source MRT-Projekt von entscheidender Bedeutung ist.

Das Ziel: Moderne medizinische Bildgebung für alle zugänglich machen

Christoph Kolbitsch, Leiter der Projektgruppe in der Abteilung Medizinische Bildgebung der PTB, ist ein Spezialist für Magnetresonanztomographie (MRT). Er und sein Team konzentrieren sich auf die Entwicklung neuer medizinischer Bildgebungsverfahren. MRT-Geräte sind ideal für die Untersuchung von Gehirn, Herz, Gelenken und mehr. Sie sind für die Ausstattung voll funktionsfähiger Krankenhäuser unerlässlich.

Das Hauptziel des A4IM-Projekts ist die Entwicklung eines Open Source MRT-Geräts, bei dem alle Komponenten frei verfügbar und erschwinglich sind: Baupläne, Schaltkreise, Software – alles soll herunterladbar sein und nachgebaut werden können. Die gesamte Entwicklung ist bewusst benutzerfreundlich gehalten, sodass Menschen den MRT-Scanner auch mit einfachen Maschinen bauen können. Jeder Konstruktionsschritt sollte einfach und leicht zu verstehen sein: Frei zugänglich für alle. Insbesondere Reparaturen, die bei MRT-Scannern oft horrend teuer und kompliziert sind, sollten vereinfacht und in finanzschwachen Krankenhäusern überhaupt erst möglich gemacht werden.

So beschreibt das Team das Ziel des Projekts:

“Wir möchten erschwingliche Open Source Niedrigfeld-MRT-Referenzsysteme etablieren, die Hardwarekomponenten, Datenerfassung und Bildrekonstruktion abdecken, reproduzierbar, vollständig dokumentiert und metrologisch charakterisiert sind.”

OpenProject als Werkzeug für die Projektzusammenarbeit

Christoph Kolbitsch über die Entscheidung, OpenProject als Projektmanagement- und Kollaborationstool für das A4IM-Projekt einzusetzen:

“*Für unser Projekt war es wichtig, ein Open Source Tool für die Zusammenarbeit mit den 19 verschiedenen Organisationen zu verwenden, um einfach der Idee unseres Projekts zu entsprechen. Außerdem wollten wir in der Lage sein, die Software selbst zu modifizieren – was letztendlich doch nicht benötigten, da OpenProject alle Funktionen bietet, die wir brauchen.”

Screenshot der Übersichtsseite zum MRT-Scanner-Projekt

Die wichtigsten Funktionen von OpenProject, die eine reibungslose Koordination zwischen den 19 Organisationen ermöglichen, sind:

  • Arbeitspakete und Gantt-Diagramme: Diese Tools helfen bei der Organisation von Aufgaben und Meilensteinen und bieten eine klare visuelle Darstellung des Projektfortschritts und der Fristen. Erfahren Sie mehr über Projektplanung und -terminierung mit OpenProject.

Screenshot von Gantt-Diagrammen mit Meilensteinen im MRT-Scanner-Projekt

  • Anpassbare Aufgabenverwaltung: Die Möglichkeit, Aufgaben entsprechend den spezifischen Anforderungen des Projekts umzubenennen und zu kategorisieren, ist entscheidend. Aufgaben sind zum Beispiel hierarchisch strukturiert, mit Arbeitspaketen auf oberster Ebene, gefolgt von Aufgaben und Aktivitäten. Zu den anderen Arbeitspakettypen gehören Berichte, Besprechungen und Deliverables, welche als Meilensteine in Gantt-Diagrammen fungieren. Das Team schätzt insbesondere, dass sie die Arbeitspakettypen an die in ihrem Projektplan verwendeten Begriffe anpassen können. Lesen Sie mehr über Aufgabenverwaltung mit OpenProject.

Screenshot einer Arbeitspaket-Tabelle im MRT-Scanner-Projekt

  • Fortschrittsberichte: Regelmäßige Fortschrittsberichte sorgen dafür, dass alle Teammitglieder über den Projektstatus auf dem Laufenden gehalten werden.

  • Excel-Import: Die Möglichkeit, Daten aus Excel zu importieren, war ein entscheidender Faktor für die Wahl von OpenProject, da das Team dadurch die großen Datenmengen nicht manuell eingeben musste, was zu zeitaufwändig gewesen wäre. Lesen Sie mehr über die Excel-Synchronisierungsfunktion im OpenProject Administrationshandbuch.

Durch diese Funktionen hat OpenProject es dem Team ermöglicht, ein hohes Maß an Zusammenarbeit und Koordination aufrechtzuerhalten – was unerlässlich für den Erfolg dieses ehrgeizigen Projekts ist.

Durch die Nutzung der Leistungsfähigkeit von Open-Source-Technologie zielt das A4IM-Projekt darauf ab, nicht nur eine kostengünstige MRT-Lösung zu schaffen, sondern auch einen Präzedenzfall für zukünftige Innovationen im medizinischen Bereich zu setzen. Mit dem Schwerpunkt auf Zugänglichkeit, Transparenz und Zusammenarbeit ist dieses Projekt ein wichtiger Schritt zur Demokratisierung des Gesundheitswesens und macht fortschrittliche medizinische Bildgebung für alle zugänglich.

So beginnen Sie die Projekt-Zusammenarbeit mit OpenProject

Sind Sie ebenfalls dabei, eine Kollaboration für ein Projekt zu planen? Mit OpenProject verfügen Sie über ein quelloffenes Projekt- und Aufgabenverwaltungssystem, das sowohl durch Sicherheit als auch durch Funktionalität und Anpassbarkeit besticht. Starten Sie OpenProject mit einer kostenlosen 14-tägigen Testversion – alles was Sie brauchen, ist eine Email-Adresse. Sie können OpenProject auch auf Ihrer eigenen Infrastruktur installieren oder jederzeit auf einen unserer Supportpläne upgraden.

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Quellen für diesen Artikel: